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Ein unendlich trauriger Tag, oder:

Richies’s letzter Weg

Richard starb plötzlich und ganz und gar unerwartet aufgrund eines Unfalls am Nachhauseweg vom Schwechater Stadtfest. Warum und wieso Richie zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort war, werden wir niemals mehr erfahren. Was bleibt sind Erinnerungen.

 

Tags zuvor schüttete es den ganzen Tag, das Wetterradar und die Prognosen sagten auch für den nächsten Tag, dem Tag des Begräbnisses von Richie, Dauerregen voraus. Wir trafen uns um 09:30 beim PSC Clublokal. In dem Lokal, wo Richie zu Hause war. Zu Hause in der Küche, das war sein Metier. Egal ob Motorradsicherheitstag, PSV oder Feuerwehrwettkämpfe. Richie war gerne in der Küche und war für andere da. Egal ob politisch andersfärbig, anderer Meinung, mit Richie konnte man immer reden oder diskutieren, waren alle einer Meinung. Seine Liebe zum Motorradfahren brachte ihn zur Sektion Motorrad des PSV. Umso schmerzvoller und tragisch war sein plötzlicher Tod nach dem Stadtfest. Uns alle, die ihn kannten, traf es wie ein Baseballschläger in die Kniekehlen, als wir davon erfuhren. Unvorstellbar, unpackbar – einfach tragisch. Unser Beileid und unsere Gedanken waren bei seiner Gattin Andrea und den Kindern, die wir zwar weniger oder gar nicht kannten, doch Freundschaft verbindet eben. Und so war es uns ein tiefes Bedürfniss Richie auf seinem letzten Weg zu begleiten. Nachdem im Hof des PSV die schwarzen Schleifen für die Bikes ausgeteilt waren, gab es die Besprechung wie, wo und wann die Bikes aufgestellt werden.

 

An die 30 Motorräder bezogen Stellung in der Mannswörtherstraße. Mit Licht und Warnblinkern zum entgegenkommenden Sarg. In der gesteckt vollen Mannswörther Kirche und davor standen unzählige Menschen von Feuerwehr, Zivilschutz, Polizei, Politik und Freunden. Gerald zelebrierte einen ergreifenden Gottesdient, Julius sprach eine Fürbitte und der Bürgermeister sprach als Freund und Kollege den meisten aus der Seele. Als der Gottesdienst zu Ende ging und der Kreuzträger nach vorne kam, verließen wir die Kirche um unseren Platz bei den Bikes einzunehmen. Als die Mannswörther Blasmusik um die Kurve kam, starteten wir die Motoren. Erst als Richard bei jedem einzelnen Bike vorbei war, wurden Warnblinker und Motor abgedreht. Als Richard bei seinem Bike war, stoppte der Trauerzug, die Musik hörte zu spielen auf, und als letzter Gruß ertönte dreimal das Triebwerk seiner BMW GS. Gänsehaut.

 

Tränen. Wir schlossen uns dem Kondukt an. Vor dem Friedhof standen zwei Tanklöschfahrzeuge der FF Mannswörth und des Flughafens mit Ehrenwache. Der Zug bewegte sich daran vorbei und machte eine Linksrunde im Friedhof. Die Biker gingen direkt zur Kapelle und bildeten mit Rosen mit Trauerschleife ein Spalier gegenüber des Ehrenzuges der Feuerwehr. Gerald segnete das Grab und als Richie hinabgelassen wurde ertönte die Trompete und spielte: „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Wir schlossen uns ein zweites Mal dem Zug an und verabschiedeten uns persönlich bei Richie, kondolierten der Familie und gingen zu den Bikes zurück. Hinter der ehemaligen Polizeistation parkten wir uns ein und gingen zur Feuerwehr, dort gab es Gulasch und Bier.

Während der ganzen Trauerfeier war kein einziger Tropfen Regen gefallen. Und am Nachmittag schrieb ich über Telegram als über Schwechat die Wolken aufrissen und die Sonne durchkam: „Richie ist angekommen“. Gänsehaut.

Ehre seinem Angedenken.